Peter Bichsel zum 80-er

Ende der sechziger Jahre kam in der Schule als Lesestoff Peter Bichsels «Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen» auf die Pulte (falls noch jemand weiß, was das ist, ein Pult). Damals war der Autor noch nicht mal dreißig Jahre alt, aber auf dem Weg ein Großer zu werden. Ein Poet. Nicht das, was man heute gerne einen «professionellen Schriftsteller» nennt. Bichsel ist der Anti-Fauser. Kein Geschäftstmann. Ein Mann, der sich diesen unverstellten Kinderblick auf die Dinge bewahrt hat.
Ich kaufe seine Bücher nicht. Nur manchmal lese ich in den wenigen Texten, die ich von ihm habe. Sie sind großartig in ihrer schlichten Zartheit und Frische und Traurigkeit. Nie sentimental. Nie.

Peter Bichsel ist ein Linker geblieben. Und einer der wenigen, denen das nicht die Schreibe zsammghaut hat. Das ist selten. Er ist noch immer so gut wie damals, als er in der Schule auf meinem Pult lag, kurz bevor der erste Mensch auf dem Mond spazieren ging.

Heute wird er 80 Jahre alt. Das freut mich sehr. Ich mag ihn, ohne ihn persönlich zu kennen