Ich, Schande der Misanthropie!

Während ich noch im Beitrag : „No english!“ Saubrachikos“ den guten Pfad der Misanthropie energisch beschritten hatte, war gestern schon wieder Ende Gelände des richtigen Weges.

Denn schon wieder machte ich der geschmähten und rechtlosen Minderheit der Misanthropen Schande. (Wer streitet eigentlich für die Minderheitenrechte von uns? Wir werden gedisst, beleidigt und immer wieder in den Medien niedergemacht. Damit muss mal Schluss sein!)

Es geschah auf der Zugfahrt von Bregenz nach Wien. Ich, wie immer 1. Klasse, denn ich bin Misanthrop, und halte den normalen Dichtestress der 2. Klasse nicht gut aus.

Nun begab es sich, dass die ÖBB ein vollkommenes Chaos anrichtete. Und nein, nicht nur wegen des Hochwassers, das war nur Schubser, sondern wegen normaler Unfähigkeit.

Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, aber der Zug füllte sich so wie die Bettflasche eines Patienten auf Diuretika. Die Leute saßen, standen, lagen, stritten, fluchten, und die Schaffner:innen baten und flehten, man möge doch wieder aussteigen. Was natürlich niemand tat.

Ich hatte einen reservierten Sitz, und den überließ ich einer jungen Familie mit zwei kleinen KIndern (so um die 6, 7 Jahre alt), die dann auf Mamis Knien saßen, während sie ihnen aus einem richtigen Buch vorzulesen versuchte. Der Papa hatte sich irgendwo bei den Gepäckstücken festgekrallt. Ich saß derweil auf dem Nebensitz, der bei der übernächsten Station, in LInz; von jemandem reserviert war. Die Dichte wuchs mit jeder Haltestelle. Niemand stieg aus. Alle wollten hinein. Und es stellte sich heraus, dass die Familie, im allgemeinen Stress und Chaos, in den falschen Zug gestiegen war.

Als aufrechter Misanthrop hätte ich deutlich machen müssen, dass ich meinen Sitz wieder beanspruchen muss, und die Frau und die beiden KInder halt leider ein Opfer der Umstände waren, und nochmals leider, leider, in LInz auszusteigen haben. Oder zu stehen, oder auf dem Boden zu liegen haben, wie der Rest der unreservierten Welt.

Aber was tat ich? Ich stand in Attnag-Puchheim auf, packte die Tasche, und überließ meinen Sitz, den schönen, sicheren, reservierten, dieser fehlgeleiteten Familie. Eine gottverdammte Schande.

Da stand ich nun, am Bahnhof von Attnang-Puchheim, und wartete auf die Westbahn. Die sich ebenso füllen würde, wie der Zug, den ich gerade verlassen hatte. (Und so war es auch. Zudem löhnte ich noch 25,90 zusätzlich)
Ich stand also in Attnang Puchheim.
Attnang-Puchheim!
Das geschah mir recht..
Mir, der Schande der Misanthropie!